ISOLATOREN (Auswahl/Work in progress)

Die Geschichte in den Dingen 

Tagein tagaus harren sie aus. Festgeschraubt an einem Pfahl, dienend und verbindend, Sonne und Staub ausgesetzt, Nebel, Regen und Schneeschauer: die Isolatoren der Weidezäune. Und wer erinnert sich nicht ans scharfe Zwicken, wenn man als Kind aus Neugier oder Versehen den Draht berührte! Schnell zog man die Hand zurück und den Mund schief – und nie wieder berührte man einen Zaun so unbedacht.
Patrik Fuchs ist seit seiner Kindheit vertraut mit Kuhweiden und den Zäunen darum herum – und also auch mit Isolatoren. Seit zwölf Jahren nun sammelt er sie; rund 50 hat er bis jetzt fotografiert, das Ende der Serie ist offen. Dass Dinge ihre eigene Geschichte haben, im Lauf der Zeit Gebrauchsspuren tragen, interessiert den Fotografen. In Isolatoren präsentiert er die elektrischen Nichtleiter einzeln – isoliert – vor dunkelwiesengrünem Grund, sodass jeder einzelne wie eine wertvolle Preziose erscheint, wie ein seltsames Schmuckstück, ein gefährliches Bonbon. Dass es so viele verschiedene Modelle gibt! Man staunt über sie wie über archäologische Artefakte: Rund oder eckig, gelb, durchsichtig rot, beige oder schwarz – wer hat sich die Formen und Farben ausgedacht?
Verwittert und ausgebleicht erzählen Patrik Fuchs Isolatoren von der steten Arbeit des Wetters und vom Vergehen der Zeit. Sie zeugen vom Besetzen und Eingrenzen eines Territoriums. Vom Absondern und Ausgrenzen bestimmter Lebewesen, von Gefangenschaft, Nutzen und Benutzen. Sie berichten von Sicherheit, von Schutz vor Gefahr, sie stehen auch für die Verhinderung von Flucht und Verlust. Sie sprechen von visionären Erfindungen und von industrieller Massenproduktion, von Geschäft und Notwendigkeit, aber auch von der Schönheit der Funktion, die noch im kleinsten, alltäglichsten Ding wohnt und es zum Strahlen bringt. Sie stehen für Geschichte – ihre eigene, diejenige der Landschaft, der Landwirtschaft und der Industrie. Und sie stehen auch für unsere Geschichte: Sie heimeln uns auf unheimliche Weise an, wenn sie uns an den bösen Schlag erinnern, den wir als Kind kassierten, als wir unvorsichtig genug waren, unsere Neugier zu stillen. Nadine Olonetzky

36cm x 28cm/1’800 CHF
3 (+2AP) Exemplare pro Motiv 
Inkjet in Vitrinenrahmung, Anthrazit BB, Museumsglas UV92/entspiegelt

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